Mabuses Kolumne

V.i.s.d.P.: Dr. Mabuse
Redaktion: Kai Ahnung


München

"Als Heinrich die Ziege, seines Zeichens Welfenkönig von
Peine-Salzgitter, mal 'ne richtige Stadt sehen wollte, gründete er
München.

Der sonst dort vegetierende Bajuware war anscheinend zum Münchengründen
bisher zu blöd gewesen.
Noch heute besteht die "Weltstadt mit Herz" aus zwei Bewohnergruppen:
einerseits den zugereisten Kolonialherren, kurz Schickeria genannt, und
aus dem bayrischen Bodensatz.
Letztere nagen schon zum Frühstück an bleichen jungen Ratten herum, die
sie "Weißwürschtl" nennen, und vertilgen dazu Unmengen einer
bierhaltigen Schlempe aus großen Einmachgläsern.
Menschen der nächsthöheren Evolutionsstufe werden von ihnen "Saupreißn"
genannt, und sogar die Inkontinenzwindeln im Altersheim tragen noch das
blauweiße Rautenmuster.

Kurz gesagt: Es ist eine verflucht eingebildete Bande.
Gott sei Dank sprechen sie kein Deutsch.

Die Münchner Oberschicht ist nicht weniger blasiert. Die Hälfte von
ihnen arbeitet als Promidarsteller, die andere Hälfte als dessen
Friseur. Ich weiß nicht wirklich, was das Wort "angeschwult" bedeutet,
es fällt mir aber immer als erstes ein, wenn ich an die Münchner
Schickeria denke.
Braungebratene Tagediebe und verlebte Blondinen schlürfen Schampus beim
Friseur, so sieht der Alltag der Bussibären aus. Und wenn man ganz viel
Glück hat, darf man in der 1300. Folge von Derrick hinten durch's Bild
schleichen.
Schickeria und Trachtenseppl leben in der Stadt nebeneinander her, nur
einmal im Jahr trifft man sich auf der "Wiesn", einem mehrtägigen
Saufgelage, das weltweit seinesgleichen sucht. Nirgends sonst wird der
Mensch so auf seine Grundbedürfnisse Saufen, Fressen, Kotzen und Grölen
reduziert - und das zu überhöhten Preisen. Selbst bis ins ferne Nippon
reicht die Kunde vom Münchner Oktoberfest und beschert der Stadt
alljährlich einen Zustrom gelber Hobbyalkoholiker.
Überhaupt gilt die Bayernmetropole dem Ausländer als Inbegriff
deutscher Folklore. Welch Wunder, hat doch hier schon der braune Atze
mit den Hitlerchören das Horst-Wessel-Lied geschmettert und ein halbes
Jahrhundert früher ein durchgeknallter König die Staatsfinanzen
ruiniert - deutscher geht's nicht mehr.

Der Münchner selbst versteht sich eher als Italiener im Lodengewand.
Städtische Imagefuzzis versuchen seit Jahrzehnten, aus der "Stadt der
Bewegung" einen Ort mediterraner Beschaulichkeit zu formen.

Keine leichte Aufgabe in einem Provinznest, das um 22 Uhr die
Biergärten verriegelt, und um 1 Uhr die Kneipen dicht macht.

Drum lebt der Schickeriamensch sowieso am Gardasee, und die blauweißen
Dumpfbacken hauen sich am Vormittag schon das Dünnbier rein, um vor
Ladenschluß noch breit zu werden.

Über all dieser voralpinen Schwiemeligkeit regieren zwei mächtige
Verbände, die CSU und Bayern München. Einer von beiden läßt zwei
Dutzend Ausländer für sich Fußball spielen, der andere versucht die
durchgeknallten Ideen des Papstes in Tagespolitik umzusetzen.

Bei allen Vorbehalten gegen dieses München muß man doch zugeben, daß es
eine sehr schöne Stadt ist für Menschen, die auf die eine oder andere
Weise mit dem Leben abgeschlossen haben."

 

 


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